Ein bisschen Womo-Geschichte

In der Zwischenzeit (quasi unser “intermobilum”) ist Raum für etwas Rückblick auf meine/unsere Camper-Geschichte.Angefangen hat es eigentlich schon 1972, als mein Vater als einfacher Postbeamter über das Posterholungswerk zwei Wochen Urlaub in einem fest installierten Caravan auf dem Campingplatz “De Roompot” in Wissenkerke/Niederlande buchen konnte. Für mich als Sechsjähriger war das natürlich Abenteuer pur. Schon die Anfahrt über 700 km im VW Käfer (wo wir z.B. mit den letzten Tropfen Benzin in Aachen verkehrt herum in eine Tankstelle fahren mussten), dann der für mich als Kind riesige Campingplatz (in dem ich mich auch einmal komplett verlaufen habe), das Meer, der viele Sand (mit Sandburgen) und all das war sehr beeindruckend. Es war wohl auch unser erster richtiger Urlaub als Familie. Und natürlich der grosse Wohnwagen mit Mini-Kinderzimmer (Stockbetten), daneben liegendem Eltern-Schlafzimmer, Küchenteil und extra Rundsitzgruppe (Wohnzimmer) im Heck. Genial. Später (1980) waren wir nochmal dort, aber mit 14 kam mir alles viel kleiner vor.

Mit den Kindern aus der Nachbarschaft (alles deutsche Postler-Kids) vor dem Wohnwagen. Links hinten der Autor dieses Blogs im zarten Alter von 14 Jahren.

Camping mit meinen Eltern gab es nochmal 1977 an der Costa Brava im grossen Hauszelt (vom Onkel ausgeliehen) und 1979 an der Costa Dorada (heute heisst sie auf Katalanisch Costa Daurada – aber damals, kurz nachdem Diktator Franco endlich abgenippelt war, war Katalanisch noch nicht so en vogue) im eigenen grossen Hauszelt. Das war auch spannend. Aber ein Wohnmobil haben wir nie besessen.

Hauszelt-Ferien 1977 in Spanien. Im kleinen Zelt durften meine Schwester und ich schlafen, damit die Eltern “ihre Ruhe” haben…

Ferien mit Zelt habe ich später noch oft gemacht, bei meinen Interrail-Touren 1984 und 1989, weiteren Tramp-Touren, bei einer Reise mit dem Rad quer durch Südfrankreich 1990 und später auch mit dem Hauszelt meiner Eltern (und eigenem Auto mit Anhänger) als Hobby-Urlaub mit einem Funkfreund in Katalonien, Südfrankreich, der Bretagne und Champagne. Inzwischen hat dieses Zelt aber das Zeitliche gesegnet.

 

Hauszelt-Funk-Ferien nahe Calella im Juni 1992 mit schönen Antennen hoch über der Küste

Aufs Wohnmobil und dass sowas cool ist, kam ich irgendwie schon in meiner Schulzeit. Bei einer Wochenendexkursion meines Französisch-Leistungskurses (12. oder 13. Klasse) ins Elsass durfte ich auf dem Rückweg im ausgebauten VW-Bus der LK-Lehrerin mitfahren und habe zum ersten Mal in natura gesehen, wie praktisch so ein Auto sein könnte. Inwieweit mich das dann später beflügelt hat, auf Lehramt zu studieren (“da hat man ja genug Gehalt und viel Zeit zum Ferien machen…” – meint man als Unwissender), das ist noch nicht abschliessend geklärt.

Nach einer Reise im Sommer 1994 durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Österreich, bei der ich den Beifahrersitz meines VW Jetta ausgebaut und gegen eine schräge Platte zum drauf schlafen getauscht hatte (was aber eher unbequem war), war mein Interesse an einem richtigen Camper schon deutlich gewachsen.

Und im Frühjahr 1995 habe ich mich dann tatsächlich entschieden, den schönen Jetta Diesel (den mein Vater mir sieben Jahre zuvor zu einem eher symbolischen Preis verkauft hatte) zu veräussern und einen alten VW-Bus zu kaufen (zunächst mit finanzieller Hilfe des besagten Funkfreunds, der den Bus dann im ersten Sommer auch mit seiner Freundin zusammen nutzen durfte). 5’800 DM waren halt für mich als Student, der im Monat von ca. 800 Mark Bafög plus ca. 200-300 Mark durch Hiwi-Jobs leben musste, ziemlich viel Geld (auch wenn ich für den Jetta mit 230’000 km noch rund 2000 Mark bekam).

Vielleicht ein Fehler, denn dieser alte T3 (50PS-Saugdiesel) hatte schon 250’000 km auf dem Buckel, einen 100’000 km alten Austauschmotor drin und letztlich fuhr ich ihn gerade mal ein gutes Jahr – und danach jahrelang gar kein Auto mehr, denn ich konnte (und wollte) es mir nach dieser Erfahrung nicht mehr leisten.

Trotzdem gab es in diesem ersten Camper schöne Reisen, zuerst im Spätsommer 1995 sieben Wochen (als Student hatte man damals – vor der Bologna-Reform – noch richtige Semesterferien) bis zum Cabo de São Vicente in Portugal und nach Andalusien.

Am Cabo da Roca (westlichster Punkt Festland-Europas)

Auf einem Campingplatz im Algarve. Was ich mit den Antennen wohl “einfangen” wollte? Vielleicht marokkanisches Fernsehen? Klappte aber leider nicht.

Auf dem Pico Veleta. Der olle Saugdiesel hat es tatsächlich auf 3400 m geschafft. Das war wohl der höchste auf Teerstrassen erreichbare Punkt Europas. Heute darf man dort nicht mehr hoch fahren (schade für die Mobilisten, gut für die Natur).

Und um Pfingsten 1996 herum ging es zum funken nach Ungarn. Aber genau auf dieser Fahrt gab er am Autobahnende der A8 in München den Geist auf. Genauer gesagt: Als die Ampel auf grün schaltete, ging der Gang nicht mehr rein.

Also war Abschleppen angesagt. Die Werkstatt, die mich abschleppte, meinte am Pfingstsamstag grob, da müsste wohl die gesamte Kupplung getauscht werden. Aber das wäre logischerweise frühestens am Dienstag möglich. Dann wäre fast der halbe Urlaub (an der Uni Freiburg gab es seinerzeit eine einwöchige Pfingstpause) dahin gewesen. Also haben wir nur mal die Kupplungs-Hydraulik entlüften lassen und sind weiter gefahren. Das war dann in Holzkirchen nochmals nötig und später in Österreich noch mehrmals. Aber dort gab (und gibt) es an vielen grossen Ausfahrten einen ARBÖ-Stützpunkt und ich war als ACE-Mitglied fein raus und konnte überall gratis entlüften lassen, teils auch vorsorglich. Und was war? Die Kupplung hielt dann nach dem letzten Entlüften östlich von Wien bis nach Hause. Ach ja: Der Tacho fiel irgendwann auch aus, was aber nur daran lag, dass die Welle beim Rad nicht ordentlich befestigt war.

Zuhause wollte ich das alles aber mal genauer anschauen lassen, zumal das Auto auf der Autobahn bei Höchstgeschwindigkeit (knapp 100 km/h) auch anfing, zu ruckeln. So fuhr ich in eine Werkstatt (naja, Mazda), in der der damalige Freund meiner Schwester arbeitete. Dort stellte man fest, dass das Getriebe schon ziemlich dolle hinüber war. Au weia! Das war also das leicht mahlende Geräusch, das ich schon seit dem Kauf immer hörte und von dem ich Unwissender meinte, das sei bei so einem grossen Auto normal. Und der ATM soll wohl auch nur (wie der Original-Motor) ca. 150’000 km halten, dann gehen diese schwachen Diesel aufgrund Überlastung einfach über den Jordan. Hmm, was tun?

Ich besorgte vom Schrottplatz ein passendes und noch gutes (da in einem Unfallwagen laut Aussage nur 30’000 km gelaufen) Austausch-Getriebe, liess es einbauen (Kosten insgesamt rund 1’700 DM) und verkaufte dann den Bus für rund 5’000 Mark (ich glaube, es waren 17’000 französische Francs) an einen Menschen aus Strasbourg, der dort ziemlich alternativ auf einem Hausboot lebte und ein standesgemässes Fahrzeug suchte.

Das nächste Fahrzeug kaufte ich erst wieder, als das Studium vorbei war und ich mein erstes Geld verdiente, das war 1999. Kein Camper, aber fast. Ein Renault Rapid Diesel Kastenwagen, also so klein fast wie ein PKW, mit vorne zwei Sitzen und einer festen Trennwand zum Laderaum. Richtig schlafen oder zum funken drin sitzen konnte ich aber doch nicht. Und sehr lange hatte ich ihn auch nicht. Über eine Kleinanzeige fanden ihn in Freiburg wohnende Albaner und er fuhr dann später bei ihrem Cousin in Tirana, der Bäcker ist, wohl Brote aus.

Genug für die erste Etappe meines Camper-Lebensberichts 🙂 . Sonst wird das hier zu lang. Morgen geht es weiter mit dem ersten richtig guten Camper (auch ein VW Bus).

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