Abholung des neuen Wohnmobils

Am Montag ging es also an die Abholung des neuen Wohnmobils aus Braunschweig.Nach einem verregneten Vormittag (an dem ich in meinen drei Freistunden noch zuhause schnell die letzten Sachen gepackt habe) und nach der ersten Nachmittagslektion hatte ich endlich frei und kam auch zeitig genug nach Hause, um zusammen mit Lena den 14:44-Zug ab Holderbank zu kriegen. Nach kurzem Umsteigen in Brugg und Basel haben wir auch ein freies Abteil am Ende des ICE gefunden, der uns direkt nach Braunschweig bringen sollte. Bis hinter Hanau lief auch alles noch glatt, der ICE hatte konstant nur gut 5 Minuten Verspätung (was ja für die DEutsche Bahn superpünktlich ist), aber dann stand er irgendwann länger und es gab tatsächlich auch eine Durchsage mit dem Grund: Tiere auf dem Gleis! Letztlich kamen wir mit über einer Stunde Verspätung nach Braunschweig, wofür es aber Erstattungsformulare vom Zugpersonal gab (gültig nur mit Stempelabdruck des Schaffners), mit denen man 25% des Reisepreises wieder retour bekommt. Mal schauen, ob das tatsächlich klappt.

In Braunschweig regnete es dann gerade mal nicht und wir bekamen auch gleich eine Strassenbahn, mit der wir quer durch die Stadt nach Norden fuhren. Schade nur, dass die Scheiben komplett mit Reklame bedruckt waren, so war fast nichts von der Stadt zu sehen. Direkt neben Brinkmann/OrangeCamp liegt das B&B-Hotel und mit dem Code, den ich per Telefon-CheckIn bekam, kamen wir auch rein und haben bald gut geschlafen.

Am nächsten Morgen waren wir kurz nach 9 Uhr nebenan bei OrangeCamp und wurden freundlich von Frau Schweizer (die für die Auslieferungen zuständig ist) und ihrer Kollegin begrüsst. Zuerst musste in paar Formalitäten geklärt werden, dann konnten wir uns mit den Dokumenten auf den Weg zur Zulassungsstelle machen. Dafür hatte uns OrangeCamp freundlicherweise einen älteren VW Caddy zur Verfügung gestellt (ein Velo wäre auch o.k. gewesen, denn soo weit ist es ja nicht – ca. 2 km) und so sparten wir etwas Zeit.

Bei der Zulassungsstelle musste man, wie üblich, zuerst eine Nummer ziehen, aber schon nach kurzem Warten waren wir dran. Die ganze Prozedur dauerte dann aber doch ziemlich lange (gefühlt ca. 1/2 Stunde), bis wir alle Papiere in den Händen hielten, incl. des Zettels für das KFZ-Kennzeichen (in CH “Kontrollschild” genannt). Ach ja, die Gebühren für die Exportzulassung bezahlen musste man an so einem Automaten. Da mir klar war, dass die Schilderhändler direkt neben der Zulassungsstelle ganz sicher von ihrem Standortvorteil profitieren und dort auch die Preise irgendwo um die 35 € standen, fuhr ich ein klein wenig zurück und in einem Hinterhof-Keller gab es dann die Schilder tatsächlich für schlappe 12 € (beide zusammen natürlich). Die Frau, die uns bediente, sprach sogar Russisch. Sie fragte übrigens auch noch, ob ich schon eine Versicherung hätte und als ich bejahte und auf ihre Frage, wieviel ich bezahlt hätte, meinte, knapp über 80 € für einen Monat, meinte sie, das sei ein guter Preis. Da gibt es sicher auch noch teurere, denn bei einer Anfrage in Überlingen erzählte man mir was von 140 €.

Dann konnten wir mit Schildern und Dokumenten wieder zurück zu OrangeCamp. Dort wurden die Schilder an unserem neuen Wohnmobil angebracht und wir durften ihn zum ersten Mal sehen und auch gleich zur Zulassungsstelle zurück fahren (war schon etwas merkwürdig, zum ersten Mal so ein grosses Teil zu fahren – 1,40m länger und gut 20cm breiter als der alte Camper), um ihn dort vorzuführen. Das heisst, zuerst ging es zur benachbarten Tankstelle, da ja nur ganz wenig Diesel im Tank war. Nach einer kurzen Kontrolle, dass das richtige Kennzeichen am Fahrzeug mit der passenden Fahrgestellnummer dran war, war bei der Zulassungsstelle auch schon alles erledigt.

Zum ersten Mal vor dem neuen Gefährt

Erster Einstieg

Noch Null Kilometer (der Tachostand darf, wie ich erfuhr, vom Hersteller oder Händler ein einziges Mal resettet werden). Die Uhrzeit steht noch auf Winterzeit, es war kurz vor 11, als wir zum zweiten Mal zur Zulassungsstelle fahren konnten.

Also zurück zu OrangeCamp. Dort sollten wir dann die Einweisung bekommen, aber mussten erst einmal warten. Es stellte sich heraus, dass die Mitarbeiterin, die das machen sollte, nicht konnte (oder gar nicht da war), also wies uns der Juniorchef, Herr Brinkmann, persönlich ein. Es gab eine ganze Menge Sachen, die mir neu waren, wo ich nachfragen musste und ein paar Kleinigkeiten mussten auch noch nachgebessert werden (v.a. Putzarbeiten und eine kleine abgeplatze Stelle an einer Klappe über dem Bett). Herr Brinkmann machte schliesslich noch mit einem kräftigen Ruck mittels Schraubenzieher die beiden Luftaustrittsdüsen neben dem Radio raus und entfernte die dort eingebauten Blenden (denn da war ja schon mal ein Kenwood-Radio eingebaut worden, das ich dann aber noch abbestellte, weil mir das Zenec viel besser passt). Aber man merkte schon, dass er eigentlich noch viel anderes zu tun hatte und froh war, dass wir dann selbst weiter machten.

Dann versuchte ich, mein mitgebrachtes Radio (Zenec E-3756) einzubauen. Dabei war mir ein Werkstatt-Mitarbeiter freundlicherweise ein wenig behilflich, denn ein paar Leitungen mussten noch mit den passenden Steckern becrimpt werden, damit sie hinein passten. Und es musste auch herausgefunden werden, welche von den im Armaturenbrett verlegten Leitungen denn z.B. das Handbremssignal oder die Spannung zur Rückfahrkamera führten. Aber letztlich war ich mit dem Einbau erfolgreich und so hatten wir für die Rückfahrt wenigstens schon mal ein funktionierendes Radio. Ich habe das Ding aber nicht ganz eingeschoben, denn wer weiss, wie ich ohne Spezialwerkzeug die Widerhaken lösen sollte, wenn ich dann weitere Einbauten (also Anschlüsse, DAB/FM-Splitter etc.) machen will? Es hat trotzdem gehalten.

Inzwischen war es schon mittlerer Nachmittag und ich bekam langsam Muffensausen, dass der Zoll bald zumacht. Es stellte sich aber heraus, dass wir nicht zum Hauptzollamt in der Fasanenallee, sondern zu einem Export-Zollamt nach Broitzem (Vorort im Südwesten) müssen. Die hatten noch länger auf. Trotzdem sind wir gleich mal hin und ein gemütlicher älterer Beamter nahm sich unserer Sache an. Auch hier wurde die Fahrgestellnummer nochmal kurz kontrolliert. Der arme Mann musste an seinem Gehstock weit laufen, da ich das Womo ganz am Ende des Parkplatzes angestellt hatte. Auf meine Nachfrage, ob das hier auch Gebühren koste, meinte er dann, dass die Dienste des Zolls bislang gratis seien. Dann sagte ich noch: “Na wenigstens hier mal. Für die Exportpapiere habe ich ja schon 150 € hinlegen müssen.” – “Was, so viel? Da wurden Sie aber ganz schön abgezockt. Bei Wandt (der Spedition, die die Papiere gemacht hat) kostet das eine Papier höchstens 30 und das andere 40-60 €.” So seine Reaktion. Wie sich später herausstellte, bestand die Differenz offenbar aus den Bearbeitungsgebühren der Firma Brinkmann. Wieviel die an Wandt gezahlt haben, habe ich nie erfahren, die entsprechende Rechnung hat man mir nicht weiter reichen wollen. Es wäre eigentlich schön gewesen, wenn man mir im Vorfeld reinen Wein eingeschenkt und gesagt hätte, das kostet so und so viel für die Bearbeitung im Hause Brinkmann (und vielleicht noch angeboten hätte, ich könne das auch selbst erledigen – sofern das jedenfalls möglich wäre). Bei einem Händler in Waldshut, wo ich im letzten Herbst mal angefragt habe, wurde mir übrigens gesagt, die Kosten der Verzollung würden nur einfach 1:1 an den Kunden weiter gereicht, ohne Extragebühren. Nun ja, OrangeCamp macht so etwas offenbar nicht täglich und da ist das wohl etwas aufwändiger… Schade trotzdem, da bleibt ein leicht unangenehmer Nachgeschmack.

Bevor ich die Schlüssel und alle Unterlagen ausgehändigt bekam, musste ich noch eine Checkliste abarbeiten. Bei einigen Punkten konnte ich aber gar nicht überzeugt “o.k.” schreiben, denn wie soll man z.B. unter Zeitdruck feststellen können, ob in der Dusche alles dicht ist? Kann ich in die Wände hinein schauen? Also habe ich des öfteren einfach nur “hoffentlich” hingeschrieben.

Schlussendlich kamen wir statt am frühen Nachmittag erst gegen 16:15 Uhr los und mussten uns beeilen, um nicht ganz spät in der Nacht zuhause zu sein. Am kommenden Morgen musste ich um 7:30 wieder unterrichten und so hatten wir bei dieser Hauruck-Aktion leider keine Ruhe, um auch ein wenig an der Reise zu geniessen.

Zum Glück gab es trotz der vielen, langen Baustellen auf der A7 so gut wie keine Staus (ausser mal kurz bei Kassel) und ich konnte immer wieder mal mit rund 120 km/h fahren.

Der erste Eindruck: Das Auto ist ganz schön laut! Klassische Musik beim Fahren hören kann man fast ganz vergessen (und ich hatte mich so auf Dvoraks 9. Sinfonie als meine “Freudenmusik” gefreut). Wie sich später heraus stellte, hängt der Geräuschpegel wohl auch stark davon ab, ob es regnet oder nicht. Zum einen sind die Hinterräder (bzw. Radkästen) weniger gedämpft als im Pössl (wo deren Geräusche durch Wassertank, Toilette/Rückbank und schmalem Gang kaum nach vorne kommen), zum anderen hört man den Regen auch viel lauter auf das Plastikdach prasseln als früher auf das Stahldach des Kastenwagens. Bei trockenem Wetter ist die Geräuschentwicklung nicht so stark. So richtig weich ist die Luftfederung hinten auch nicht, es rumpelt noch ganz schön. Dazu muss ich aber noch eine genauere Doku finden. Herr Brinkmann konnte mir dazu nicht viel (quasi gar nichts) sagen und die mitgelieferten Dokumente gehen nur auf den Einbau ein.

Mit dem Tempomat muss ich mich auch noch anfreunden. Im Tacho kann man die eingestellte Geschwindigkeit sehen und auch hoch oder runter schalten, aber es geht nicht so nach unten, wie man die Taste hält, sondern plötzlich in 5 km/h-Schritten, so dass auf einmal eine viel höhere/tiefere Geschwindigkeit anvisiert wird, als man meinte (wenn man so den Waeco-Tempomat im Pössl oder den eingebauten Tempomat im Skoda oder auch im alten VW T4 kennt). Naja, wird aber alles gehen, wenn man sich dran gewöhnt hat (die wichtige Resume-Taste habe ich zwischenzeitlich gefunden).

Ach ja, was Dokumente angeht, hat man mir eine ganze Laptoptasche voll mitgegeben. Die Anleitung für das Wohnmobil an sich stammt von Weinsberg (OrangeCamp lässt ja bei Knaus bauen), geht aber auf so viele verschiedene Modelle ein, dass man kaum draus schlau wird (und auch nicht weiss, was jetzt wie für OrangeCamp eingebaut wurde und was nicht). Eine eigene Doku zu erstellen, wäre sicher für OrangeCamp sehr aufwändig und teuer. Aber sowas Nichtssagendes mitliefern? Da geht (leider) eindeutig ein Daumen tief runter!

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei meinen Eltern (100 km nördlich von Basel) kamen wir genau um Mitternacht an der Grenze Weil/Autobahn an. Die deutschen Zöllner haben die wesentlichen Papiere einfach nur gestempelt (ging nicht mal 2 Minuten) und wollten das Fahrzeug gar nicht sehen (die Schweizer übrigens auch nicht) und haben freundlicherweise gleich drüben angerufen und mich avisiert. Auf der Schweizer Seite bekam ich dann nach ca. 10-15 Minuten Wartezeit (hier mussten noch mehr Papiere von den Zöllnerinnen ausgefüllt werden) den Vormerkschein und konnte weiter. Die Vignette hatte ich übrigens schon im Vorfeld an der Tanke hier im Dorf gekauft und schon in Braunschweig angeklebt.

Letztlich kamen wir gegen 1:30 Uhr wohlbehalten, aber sehr erschöpft, zuhause an. Ich habe es trotz dunkler Nacht geschafft, das Wohnmobil in dem kleinen, steilen, Querweg neben unserer Garage zu parken, denn der Vorplatz war noch lange nicht fertig gepflastert. Dazu musste ich jedoch ein wenig hin und her rangieren. Zum Glück wohnen direkt angrenzend so gut wie keine Leute (und im benachbarten Bordell wird vielleicht um diese Zeit noch nicht geschlafen).

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